Nein, ich habe die Tage nicht gezählt. Das grenzt doch an Folter! Aber eine gefühlte Ewigkeit lag hinter mir. Sozusagen geschubst in die Freiheit, Anderes zu entdecken – natürlich haben wir die Zeit mit Leben gefüllt (wäre ja auch schlimm, wenn nicht), aber zugegeben, es war ruhiger und über allem das Empfinden: es fehlt was.
Das sollte ja nun endlich vorbei sein.
Wir kamen spät, hatten bald schon Birgit und René gefunden (ihm hatte man den „Techniker am blauen Band“ verliehen, was ihm die Macht verlieh, ganz nah an Bühne und Musiker und so für uns an bleibende Eindrücke heranzukommen). Aber noch war ein sehr junger Maximilian Wilhelm mit seiner Band dabei sein erfolgreiches Projekt „Ostrocklegenden“ vorzutragen. Und er machte das gar nicht schlecht.
Große Begeisterung im Publikum.
Heimvorteil war spürbar, spielte aber eine untergeordnete Rolle. Ein angenehmes Beispiel für die nachwachsende Musikergeneration jenseits dieser „heute-ein-star-und-morgen-vergessen-Shows“. Nur gerät selbst beim Warten auf Keimzeit alles andere zur Nebensache. Da erschien es wie eine Provokation, dass während der kleinen Umbaupause eine allzu neugierige dunkle Wolke einen Schauer schickte. Also war es nun an Keimzeit dagegen an den Sommer herbeizuspielen.
Endlich. Noch ein wenig vorsichtig-herzlich begrüßte das Publikum die so lang entbehrten Musiker. Mit ihrem Erscheinen schmolz die vergangene Ewigkeit zu einem Augenblick, schien vergessen, also verziehen und gegönnt. Nur noch jetzt und hier, DIESES MAL! Unbeachtet verschwand auch die Regenwolke alsbald. Sommer aus der keimzeitlichen Schatztruhe!
„Ein paar Worte allein…“ mitten ins Herz, die Seele berührt, die Sinne gebündelt und angeregt all den Vielleichts nachzuspüren, den verlorengegangenen Träumen, verborgenen Wünschen, schmerzlichen Wahrheiten und der dennoch nie aufgegebenen Suche…
Liebgewonnenes Altes, teilweise überraschend neu, vermischt mit ganz wunderbarem Neuen war zu hören, eine Weite von immer wieder unerwartetem Ausmaß, scheinbar grenzenlos, eröffnete sich uns, bis hin zu diesem bizarren IMAGINE, das so noch utopischer klingt.
Die Musiker wirkten mindestens ebenso vergnügt wie das inzwischen mitgerissene, in Bewegung geratene Publikum. Großen Anteil daran hatten die Bläser, deren Ausgelassenheit eine stark infizierende Wirkung hat!
Ein neues Gesicht neben den hinreißend quirligen Herren Zickerick und Braun an Posaune und Trompete: Robert Fränzel – er also wagt sich an das Erbe des Ralf Benschu. Seinem hübschen Saxofon und der Querflöte weiß er wohlig klingende Töne zu entlocken…
Ein viel zu fröhlicher Ansager(?) kündigte das Ende des Abends an, Rosen für die Musiker fanden den Weg ins Publikum, mit dem LÖWEN wurden wir schließlich nach Hause entlassen.
Niemals kann ich genug davon haben. Aber jetzt kann man ja wieder erwartungsvoll nach vorn schauen.
Danke KEIMZEIT und Co.
Schön, dass wir Euch wiederhaben dürfen.
Bericht: Angela
Fotos: René